Stand: 17.09.2024 09:32 Uhr| vom
Kollagen gibt als Strukturprotein Knochen, Gelenken, Haut und Gewebe Halt. Es ist das am häufigsten im menschlichen Körper vorkommende Eiweiß. Hat Kollagen als Pulver und Kapseln eine positive Wirkung?
Der Körper produziert Kollagen ständig selbst, vor allem aus den Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin. Doch im Alter nimmt die Kollagen-Produktion ab. Die Folge: Die Haut wird zunehmend faltiger, die Muskulatur verliert an Elastizität, die Sehnen werden weniger flexibel, die Knochen spröde und die Gelenke machen Probleme. Spürbar wird das vor allem, wenn ein Gelenk aufgrund einer Verletzung über längere Zeit ruhiggestellt werden muss: Dabei kommt es zu einer Verkürzung der Kollagenfasern des Kapsel-Band-Apparats. Sobald das Gelenk mobilisiert und wieder belastet wird, verlängern sich die Fasern wieder, da die mechanische Belastung des Bindegewebes dessen Kollagen-Gehalt erhöht.
Wirkung: Was bringen Kollagen-Präparate?
Industriell hergestelltes Kollagen gibt es als Pulver, Kapseln, Trink-Ampullen oder Cremes zu kaufen. Es soll laut Herstellern den altersbedingten Kollagen-Mangel ausgleichen und die Jugendlichkeit erhalten. Versprochen werden schönere Haut, gesunde Knorpel sowie stärkere Bänder und Gelenke.
Das in Cremes enthaltene Kollagen soll in die oberste Hautschicht (Epidermis) eindringen können, sich dort ausdehnen und so Fältchen aufpolstern. Einen leichten Effekt auf trockene Haut und damit verbundene Fältchen halten Expertinnen und Experten für möglich, denn das Wasser in den Cremes kann den Feuchtigkeitsgehalt der obersten Hautschichten verbessern. Allerdings gelangt das Kollagen aus den Cremes nicht in die Tiefe der Haut und kann die dort liegenden kollagenproduzierenden Zellen nicht stimulieren.
Auch Trink-Ampullen mit Kollagen sollen Falten von innen ausgleichen können. Tatsächlich gibt es einzelne kleine Studien, die einen Effekt von oral eingenommenem Kollagen auf die Hautelastizität und -feuchtigkeit nachweisen wollen. Doch viele dieser Studien sind von Herstellern von Kollagenpräparaten finanziert und ihre Aussagekraft ist umstritten. Ein Nutzen für die Haut gilt zum jetzigen Zeitpunkt wissenschaftlich als nicht belegt.
Kollagen-Pulver oder -Kapseln: Was kommt in Gelenken an?
In Pulver- oder Kapselform soll Kollagen auch gesündere Gelenke, Knochen, Knorpel und Muskeln bringen. Es wird damit geworben, dass der Körper das Kollagen aus den Präparaten direkt einbauen kann, weil es dem menschlichen so ähnlich sein soll. Gewonnen wird das Kollagen aus Schlachtabfällen wie Schweineschwarte, Hühnerhaut und Fischresten.
Tatsächlich zeigen einige Studien, dass Kollagen aus Pulver oder Kapseln in Knochen und Gelenken ankommt - allerdings in seinen einzelnen Bestandteilen: Der Körper zerlegt das Kollagen in die Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin, aus denen er dann körpereigenes Kollagen produzieren könnte. Doch Experten und Expertinnen warnen davor, zu viel von den Präparaten zu erwarten. In einigen Studien konnte nach Einnahme von Kollagen-Pulver in Frühstadien der Arthrose ein leichter positiver Effekt, etwa eine Verbesserung der Gelenkfunktion und eine mittlere Schmerzverringerung, beobachtet werden. Ob dieser Effekt durch das Kollagen oder aber durch andere Einflussfaktoren bewirkt wurde, lässt sich jedoch nicht sicher sagen.
Einnahme von Kollagen-Pulver kann Gelenkprobleme nicht verhindern
Expertinnen und Experten halten die Aussage, Kollagen-Pulver könne Gelenkproblemen wie Arthrose vorbeugen und sie verhindern, für nicht haltbar. Da es sich um Nahrungsergänzungsmittel handelt, müssen die Hersteller eine Wirksamkeit nicht in Studien nachweisen. Zudem gibt es keine Langzeiterfahrungen und keine Untersuchungen zu möglichen Folgen einer Überdosierung. Am besten sollte man daher mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob eine Einnahme von Kollagen sinnvoll sein könnte.
Wichtige Aminosäuren stecken auch in vielen Lebensmitteln
Die für die Kollagen-Produktion benötigten Aminosäuren stecken nicht nur in den teuren Pulvern, sondern auch in vielen Lebensmitteln: Glycin ist in Rindfleisch und Lachs enthalten, aber zum Beispiel auch in Sojabohnen, Erbsen, Linsen, Haferflocken, Kürbiskernen, Reis, Erdnüssen und Weizenkeimen. Linsen und Tofu liefern Prolin. Hydroxyprolin steckt nicht in pflanzlichen Lebensmitteln, sondern in Knochenbrühe und Gelatine. Der Körper kann es aber aus Prolin selbst herstellen - dafür benötigt er Vitamin C als Coenzym. Vitamin C wird auch zur Kollagen-Produktion benötigt, ähnlich wie Kupfer, Zink und weitere Spurenelemente. Während diese Mikronährstoffe in den Pulvern meist fehlen, ist die Versorgung über eine ausgewogene Ernährung gesichert.
Expertin und Experte aus dem Beitrag
Prof. Dr. Tobias Renkawitz, Orthopäde und Unfallchirurg
Klinik für Orthopädie
Universitätsklinikum Heidelberg
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de
Dr. Parnian Firouzi-Memarpuri, Dermatologin
Klinik für Dermatologie
Universitätsklinikum Düsseldorf
https://www.uniklinik-duesseldorf.de
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Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Visite | 03.09.2024 20:15 Uhr
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